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Seniorinnen und Senioren im Klassenzimmer: Lebenserfahrung schenken und Freude empfangen

Text: Heidi Stöckli, Pro Senectute und Andrea Renggli, Dienststelle Volksschulbildung

Im Kanton Luzern ist das Projekt «Seniorinnen und Senioren im Klassenzimmer» seit 15 Jahren erfolgreich unterwegs. Rund 250 pensionierte Personen engagieren sich ehrenamtlich in den Schulzimmern und unterstützen mit Zeit und Lebenserfahrung Schulkinder wie Lehrpersonen. Das Projekt schlägt eine Brücke zwischen den Generationen und ist eine Bereicherung für alle Beteiligten.

Senior mit jungen Schülerinnen im Klassenzimmer beim Lesen und Schreiben
Das Projekt "Seniorinnen und Senioren im Klassenzimmer" bringt Kinder und ältere Menschen zusammen und fördert einen zwanglosen Austausch zwischen den Generationen, Foto: Pro Senectute/Peter Lauth

«Ich spüre so richtig die Lebensfreude der Schülerinnen und Schüler. Die gute Energie spiegelt sich dann auf mich und ist richtig ansteckend.» berichtet ein Senior, welcher schon seit sieben Jahren in der Schule im Einsatz ist. Beim Projekt «Seniorinnen und Senioren im Klassenzimmer (SiK)» begegnen sich drei Generationen: Kinder, Lehrpersonen so wie die Seniorinnen und Senioren. Alle drei Generationen können von dieser Verbindung profitieren und machen das Angebot zu einem Leuchtturmprojekt in Sachen Generationenzusammenhalt. 

Erfolgsgeschichte seit 2005

Was im Jahr 2005 im Kanton Luzern mit einer Handvoll Pensionierter in der Gemeinde Kriens begann, entwickelte sich seither zu einer Erfolgsgeschichte. Die Seniorinnen-Einsätze im Klassenzimmer erstrecken sich mittlerweile auf über 41 Gemeinden im ganzen Kanton, wo rund 250 pensionierte Personen regelmässig die Schulen unterstützen. Das Interesse ist sowohl auf Seite der Seniorinnen und Senioren als auch auf Seiten der Schulen und der zuständigen kantonalen Dienststelle Volksschulbildung gross. Das Angebot läuft unter dem Patronat von Pro Senectute Kanton Luzern in Zusammenarbeit mit der Dienststelle Volksschulbildung des Kantons Luzern.

Bereicherung für Kinder, Lehrpersonen wie für Seniorinnen und Senioren

«Seniorinnen und Senioren, die sich in der Schule engagieren, fördern den Austausch und das Verhältnis zwischen den Generationen und helfen allfällige gegenseitige Vorurteile abzubauen», weiss Elisa Müri, die bei Pro Senectute das Projekt betreut und erste Ansprechperson für alle Interessenten ist. Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Klassen warten oft sehnsüchtig auf den nächsten Halbtag mit «ihrer» Seniorin oder «ihrem» Senior.

Austausch der Generationen

Senior neben einer jungen Schülerin beim Nachdenken
Zeit geben, geduldig sein, einfach da sein: ein Senior begleitet eine Schülerin in der Klasse. Bild: Dienststelle Volksschulbildung

Als Seniorin oder Senior an der Schule besucht man regelmässig eine Schulklasse und unterstützt diese im Schulalltag. Es gibt vielseitige Einsatzmöglichkeiten: mit einzelnen Kindern lesen oder beim Rechnen Unterstützung bieten, bei Schulanlässen mitwirken, Geschichten erzählen, eigene Erfahrungen einbringen, von der Berufswelt berichten oder einfach zuhören.

 

Die Seniorinnen und Senioren unterstützen im Schulzimmer, sind aber auch im Gang, auf dem Pausenplatz, im Schulgarten oder sogar beim Fussballturnier anzutreffen und werden damit zu einem wertvollen Teil der Schule. Im Mittelpunkt steht stets der Austausch zwischen den Generationen. 

Alte und Junge lernen sich verstehen

Charles Vincent, Leiter der Dienststelle Volksschulbildung nennt mehrere Gründe für den Erfolg des Projekts: «Wichtig ist der Grundgedanke der Begegnung der Generationen, denn heute fehlen den jungen und den älteren Personen solche Begegnungsmöglichkeiten oft. Ein zweiter wichtiger Punkt ist die offene Anlage des Vorhabens: Die Lehrperson und der Senior bzw. die Seniorin können sich sehr flexibel über den Einsatz absprechen, und zwar sowohl zeitlich und inhaltlich. Und drittens ist das Vorhaben eine Bereicherung für alle, denn alte und junge Menschen lernen sich verstehen und akzeptieren ihre Besonderheiten.»

Vincent sieht auch Verbindungen zu anderen generationenübergreifenden Vorhaben, wie etwa zum Projekt sozialraumorientierte Schulen (SORS). Dort wird ebenfalls eine intensive Vernetzung mit dem Umfeld des Schulhauses angestrebt. «Hier können wir von den Erfahrungen von diesem etablierten Projekt profitieren», so Charles Vincent.


Interessiert? Informationen bei Pro Senectute

Seniorinnen und Senioren, die Interesse am Schuleinsatz haben und Freude an Kindern und Austausch mitbringen, melden sich für weitere Informationen bei Pro Senectute.

Generell steht der Einsatz im Klassenzimmer allen Seniorinnen und Senioren aller Berufsgruppen offen und ist unentgeltlich. Pädagogische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Wem Mathematik oder Sprache weniger liegt, kann im Fach Natur, Mensch und Gesellschaft, beim Bildnerischen oder Technischen Gestalten (Werken) oder im Musikunterricht mithelfen. Interessierte Personen leisten in der Regel zwei- bis viermal pro Monat Einsatz während zwei bis maximal sechs Lektionen.


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