Redaktion: Gabriela Mischkale, Bilder/Video: Dienststelle Volksschulbildung
Sozialraumorientierte Schulen beziehen ihre nächste Umgebung mit ein: sie bilden Netzwerke, in denen Personen und Institutionen im Sinne eines umfassenden Bildungsverständnisses miteinander kooperieren. Wie das konkret geht, stellt ein Kurzfilm mit Beispielen aus den Schulen St. Karli, Littau Dorf und Emmen Meierhöfli vor.
Die sechs Luzerner Schulen Emmen Meierhöfli, Luzern Littau Dorf, Luzern St. Karli, Nebikon, Sursee Kotten und Wauwil haben im Schuljahr 2012/13 bzw. 2014/15 mit dem Projekt «Sozialraumorientierte Schulen» (auch SORS genannt) begonnen und inzwischen dieses Schul- und Integrationsmodell in den Schulalltag integriert. Ein neues Video stellt diese Vernetzung an drei der sechs Schulen exemplarisch vor.
«Sozialraumorientierte Schulen sind Volksschulen, Regelschulen, die sich mit dem Quartier in dem sie sich befinden, vernetzen. Aber umgekehrt auch: das Leben, die Initiative vom Quartier in die Schule holen», beschreibt Charles Vincent, Leiter der Dienststelle Volksschulbildung das Projekt im Video.
Wie zum Beispiel die Luzerner Schule St. Karli: Schule und Quartier-Initiativen gehen hier Hand in Hand: Da ist der freiwillige Hort mit Mittagstisch und Freizeitangebot, das Dojo Aikido Kids oder das Atelier für Kunst. An diesen Orten werden Kinder betreut, sie können nach der Schule Sport treiben oder sich künstlerisch betätigen. Ausserhalb des Unterrichts kommen Kinder mit anderen Kindern und Erwachsenen zusammen, verbringen Zeit miteinander, entdecken Interessen und erweitern ihre sozialen Kompetenzen.
Eine Win-win-Situation, nennt das die Leiterin des Ateliers für Kunst und freischaffende Künstlerin Barbara Hennig. Sie gebe ihr Wissen weiter, erhalte aber auch ganz viel neue Inspiration, wenn sie die eigene Sicht der Kinder beobachte und wie sie mit Farben, Formen und Materialien umgehen.
Philipp Stöckli, Leiter der Betreuung Hort am Schulhaus St. Karli, hebt die Bedeutung der sozialraumorientierten Schule für die Kinder hervor. «Für uns ist es sehr wichtig, weiterhin eine SORS-Schule zu sein. Wir haben viel Zeit in den letzten Jahren investiert und haben viele Ideen für künftige Angebote», sagt Stöckli.
Ein paar Kilometer weiter an der Schule Littau Dorf gibt es den Frauentreff Multikulti. «Hierher kommen Frauen aus anderen Kulturen mit Frauen aus der Schweiz zusammen, tauschen sich aus über Kultur und Sprache, finden neue Freundinnen und verbringen Zeit miteinander», erläutert Projektleiterin Lisa Bommert das Konzept.
Zur gleichen Zeit im Raum nebenan befinden sich die Kinder dieser Frauen in der Deutschförderstunde. Die Jahreszeiten und typische Vokabeln stehen auf dem Programm. «Gerade in der Sprachförderung arbeiten wir Leiterinnen des Frauentreffs mit den Deutsch-Lehrpersonen Hand in Hand: wir stimmen das Thema ab und nehmen das gleiche Vokabular durch», sagt Lisa Bommert, «Später, zu Hause, können sich Mütter wie Kinder in der deutschen Sprache gegenseitig unterstützen».
Im Schulhaus Meierhöfli in Emmen gibt es neben der Schule - als eines von vielen - das freiwillige Angebot zur Sprach- und Leseförderung namens "Lesewelt". Gerade für Kinder aus zum Teil bildungsfernen Familien, die weniger Zugang zu Büchern und zum Lesen haben, sei das Angebot gedacht, sagt Projektleiterin Miriam Imfeld. «Auf diesem Wege erhalten die Kinder einen lustvollen Bezug zu Büchern», so Miriam Imfeld weiter.
Schulleiter Roman Brügger beobachtet während der Projektzeitdauer kulturelle Veränderungen im Schulhaus Meierhöfli: das Bewusstsein der Lehrpersonen habe sich verändert. Neben den schulischen Leistungen, Fähigkeiten und Kompetenzen der Kinder würden zunehmend soziale und kulturelle Hintergrunde für die Unterrichtsgestaltung berücksichtigt.
«Wir sind aktuell dabei, unser Leitbild zu überarbeiten. Im neuen Leitbild werden die soziale Vernetzung im Quartier und die Elternarbeit einen hohen Stellenwert erhalten», so Brügger. Dies sieht der Schulleiter als Ausgangspunkt für eine langfristige Umsetzung der Idee einer sozialraumorientierten Schule.
Das Projekt «Sozialraumorientierte Schulen» (SORS) wurde 2010 von der Dienststelle Volksschulbildung im Rahmen von «Schulen mit Zukunft» initiiert und im Herbst 2020 erfolgreich abgeschlossen. Das primäre Projektziel bestand darin schulische und ausserschulische Akteure zu vernetzen und dadurch die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen - vor allem aus bildungsfernen Familien - zu verbessern. Die Evaluationen und der Endbericht bescheinigen dem Projekt eine sehr gelungene Umsetzung und positive Effekte auf die Qualität der Schule, wie auch in den Bereichen Integration und sozialen Kompetenzen.
Sozialraumorientierte Schulen im Kanton Luzern
Emmen Schulhaus Meierhöfli
Luzern Schulhaus Littau Dorf
Luzern
Schulhaus St. Karli
Schule Nebikon
Sursee Schulhaus Kotten
Schule Wauwil
Projekt "Sozialraumorientierte Schule": Informationen zur Umsetzung und Schlussbericht
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