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Notebooks am Untergymnasium: «Nicht unbedingt lehrreicher, dafür aber effizienter»

Text: (Einordnung LENO) Pirmin Suter, Prorektor Kantonsschule Alpenquai Luzern / (Teil1) Klasse G21e

Bilder: zVg. 

Auf das Schuljahr 2021/22 hin wurden an den Luzerner Gymnasien die Schülerinnen und Schüler der 3. Klassen der obligatorischen Schulzeit mit Lernenden-Notebooks (LENO) ausgestattet. Jugendliche aus drei 3. Klassen der Kantonsschule Alpenquai Luzern (KSA) haben sich im Fach Deutsch mit dem Thema «Chancen und Schwierigkeiten mit LENO» und dem Aspekt der Sprache sowie der Arbeits- und Lernorganisation auseinandergesetzt.

Schülerinnen und Schüler bei der Recherche. Bilder: Benno Bühlmann.
Schülerinnen und Schüler bei der Recherche. Bilder: Benno Bühlmann.
Schüler erledigen einen Auftrag am Notebook.
Schüler erledigen einen Auftrag am Notebook.

Pirmin Suter ist Prorektor an der Kantonsschule Alpenquai Luzern
Pirmin Suter ist Prorektor an der Kantonsschule Alpenquai Luzern

«Die Abgabe der LENO-Geräte verläuft schrittweise über drei Jahre hinweg», erklärt Pirmin Suter, Projektleiter für die Einführung von LENO und Verantwortlicher für die Medienbildung an der Kantonsschule Alpenquai Luzern«In diesem Prozess befinden wir uns nun im zweiten Jahr». Im kommenden Schuljahr 2022/23 werden die LENO-Geräte leihweise an die Schülerinnen im 8. und 9. Schuljahr (2. und 3. Klasse Langzeitgymnasien und 1. Klasse Kurzzeitgymnasien) abgegeben.

LENO am Untergymnasium - in zwei Jahren sind alle Klassen digital

 

Ab dem Schuljahr 2023/24 erfolgt die Abgabe der LENO-Geräte schliesslich regelmässig mit dem Eintritt ins Langzeitgymnasium. Bereits heute verfügen an der Kantonsschule Alpenquai Luzern ab der 4. Klasse alle Schülerinnen und Schüler über ein persönliches Notebook, das im Unterricht zum Einsatz kommt.

LENO setzt Entwicklung der Primarschule fort

Mit der Einführung des Lehrplans 21 auf der Primarschule machen die Primarschulkinder im Modul Medien und Informatik erste Erfahrungen mit Computern. Der Einsatz dieser Geräte soll daher auf der Sekundarstufe I - speziell im Untergymnasium - nicht unterbrochen werden. Zudem wurden die Lehrpläne des Untergymnasiums überarbeitet, was einen Ausbau der Informatik sowie einen vermehrten Einsatz von Computern in den meisten Fächern mit sich bringt. Vor der Einführung der LENO-Geräte war die eingeschränkte IT-Infrastruktur bei den steigenden Anforderungen bereits an den Kapazitätsgrenzen angelangt. Ein weiterer Grund für die 1:1-Ausstattung mit persönlichen Notebooks ist die Einführung der Informatik als obligatorisches Fach im 3. und 4. Jahr des Langzeitgymnasiums.

 

Notebook-Einsatz im Unterricht und zu Hause

Die LENO-Geräte kommen im Unterricht zum Einsatz. Zuhause sind die Geräte für die Hausaufgaben und das Lernen bestimmt. Dabei soll das Arbeiten und Lernen künftig jedoch nicht gänzlich digital verlaufen. So wurde an der Kantonsschule Alpenquai in den letzten Monaten ein Konzept für die schrittweise Einführung und den stufengerechten Einsatz der LENO-Geräte erarbeitet. «Nicht zuletzt stellen wir fest, dass die Abgabe der LENO-Geräte an unsere Schülerinnen und Schüler ein erhöhtes Mass an Medienkompetenz erfordert», sagt Prorektor Suter. Die Lehrpersonen vertiefen diese Thematik gezielt im Unterricht und in den Klassenstunden.

 

Medienbildung - Eltern werden unterstützt

Aber auch die Erziehungsberechtigten sind gebeten, sich mit ihren Kindern über die Vor- und Nachteile der selbstständigen Verwendung der Notebooks auseinanderzusetzen. Guten Einstieg in die Thematik bieten Checklisten (eine Checkliste zum Erkennen, ob übermässiger Mediengebrauch vorliegt und eine Checkliste für ein gutes Eltern-Kind-Gespräch) und die Informationsbroschüre für Eltern und Erziehende «Digitale Medien» der Fachstelle «Akzent – Prävention und Suchttherapie», die wir zur Verfügung stellen. Am 13. September 2022 findet in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Akzent einen Informationsabend zum Thema «Digitale Medien: Nutzen und Gefahren».

 


Teil 1

Was fällt ein zu Begriffen wie «Ordnung»,  «Lernen», «Ablenkung», «Stift», «Umgang mit Computern»?

Welche «Chancen und Schwierigkeiten von LENO» sehen Schülerinnen und Schüler, sehen Lehrerinnen und Lehrer?  Die Deutschlehrpersonen Christine Weber, Stefan Buttliger und Livius Fordschmid haben diese Thematik mit ihren Klassen im Fach Deutsch aufgenommen und in mehreren Schreibanlässen verschiedene Texte entstehen lassen.

 

Die Klasse G21e der Kantonsschule Alpenquai während eines Sozialeinsatzes im Lager in Blenio TI, Mai 2022
Die Klasse G21e der Kantonsschule Alpenquai im Lager in Blenio TI (Mai 2022). In einem Sozialeinsatz für diese Tessiner Berggemeinde hat die Klasse Äste von frisch gefällten Fichten weggeräumt – für einmal ohne LENO-Geräte.

 

Die 19 Schülerinnen und Schüler der Klasse G21e haben zu einem von fünf Stichworten im Zusammenhang mit der Einführung der LENO-Geräte übereinstimmende Meinungen formuliert. Zunächst sollten die 15-jährigen Schüler:innen je zwei Stichworte aufschreiben, die ihnen im Zusammenhang mit dem Laptop am wichtigsten erschienen. Mit einem Online-Tool (Mentimeter) wurde ermittelt, welche fünf Stichworte im Schnitt am häufigsten vorkamen: die Begriffe Ordnung, Lernen, Ablenkung, Stift und Umgang mit Computern. Dies zeigt exemplarisch: Für das Unterrichten ist das Notebook zu einem nicht unverzichtbaren, aber wertvollen Hilfsmittel geworden. 

 

Ordnung

«Wir denken, dass einem die Ordnung leichter gemacht wird. Dank OneNote kann man jeweils alle Unterlagen an einem Ort, dem Notebook, lagern. So kann man auch sehr schnell und einfach darauf zugreifen. Dadurch ist auch das Risiko geringer, etwas zu verlieren oder zu vergessen.»

 

Lernen

«Der Unterricht ist nicht unbedingt lehrreicher, dafür aber effizienter, da man immer alles schön geordnet hat. Ausserdem hat man den Vorteil, dass man bei einer Recherche nicht erst einen neuen Notebook aufstarten muss und dabei fünf Minuten Unterrichtszeit verliert. Der Nachteil daran ist aber, dass wir uns leichter ablenken lassen können und uns somit mehr beherrschen müssen. Dafür werden wir selbstständiger.»

 

Ablenkung

«Das Risiko für Ablenkungen ist natürlich sehr hoch. Ob es irgendeine Art von Zeitung ist oder eine Art Spiel. Wir denken, die meisten haben sich durch das Notebook bereits ablenken lassen. Unserer Ansicht nach ist es zwar ‘verboten’, aber nicht weiter schlimm, es soll einfach nicht den Unterricht stören oder andere ablenken. Es ist natürlich sehr verlockend, etwas ‘Verbotenes’ zu tun, wenn man einmal nichts zu tun hat. Wir denken, dass es bei jedem in der eigenen Verantwortung liegt, ob man durchgehend aufpasst oder mal etwas anderes macht. Man kann aber auch etwas über Eigenverantwortung lernen.»

 

Stift

«Eigentlich wäre das Schreiben mit einem Computerstift ein grosser Vorteil, da man nach dem Schreiben gewisse Dinge einfach wieder löschen kann. Die Schwierigkeit ist aber, dass das Schreiben mit dem Computerstift nicht einwandfrei funktioniert. Dieses Problem spielt in Fächern eine Rolle, in denen während kurzer Zeit viel notiert werden muss.» (Anmerkung der Schulleitung: Dieses Problem lässt sich durch ein Update lösen.)

 

Umgang mit Computern

«Durch die Integrierung des Notebooks im Unterricht lernen wir den Umgang mit den Notebooks sehr schnell. Solche Details sind im Alltag sehr nützlich. Vor allem, da technische Geräte in der Berufswelt immer wichtiger werden. Unsere Erfahrung ist, dass wir seit dem Nutzen der Notebooks um einiges geschickter damit umgehen. Noch existente Schwierigkeiten sind einfach zu beheben.»

 

Was sagt der Klassenlehrer? Tatsächlich lernen die Schüler und Schülerinnen mit dem Notebook effizienter – aber sie können sich auch effizienter vor dem Lernen drücken. Es ist aber nicht so, dass das Notebook das Klassenzimmer auf den Kopf stellt: Wer ohne Notebook zum Lernen motiviert ist, ist es auch mit – und umgekehrt.

 

 




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Kommentare: 5
  • #1

    Leon, Loïc, Loris und Paula aus der Klasse G21b, KSA (Dienstag, 14 Juni 2022 22:43)

    Inwiefern wird man selbstständiger, wenn doch über OneNote alles geregelt und geordnet wird?
    Man findet im Text die folgenden beiden Aussagen: 1. Durch den Computer "ist auch das Risiko geringer, etwas zu verlieren oder zu vergessen." 2. "Dafür werden wir selbstständiger."
    Nun stellt sich aber die Frage, inwiefern wir Schülerinnen und Schüler selbstständiger werden können, wenn wir sogar unterstützt werden, uns nicht eigenhändig darauf achten zu müssen, dass wir etwas vergessen. Für uns entsteht hier ein deutlicher Widerspruch.

  • #2

    Nora und Dascha aus der Klasse G21b, KSA (Dienstag, 14 Juni 2022 22:45)

    Ist das Lernen mit dem Computer tatsächlich effizienter?

    Im Zusammenhang mit Lernen ist man mit dem Computer sicherlich nicht effizienter, sondern man ist mit dem Computer nur in der Zeit und Organisation schneller unterwegs. Es geht alles rascher - ob es das "Googeln" ist oder allgemein das Arbeiten am Computer. Vor allem unsere Generation, die "heutige Jugend", ist eine «Googelgeneration». Wir sind ständig am "Googeln" und verlernen dadurch, wie wir uns Wissen ohne das Internet aneignen können. Mit dem Computer ist man also nicht effizienter im Lernen, sondern nur im Planen.

  • #3

    Emma, Lana, Maline und Sophie aus der Klasse G21b, KSA (Dienstag, 14 Juni 2022 22:46)

    Kann man effizient sein, wenn man stets abgelenkt wird?

    Für uns heisst Effizienz möglichst viel in möglichst kurzer Zeit zu erledigen. Bei Maschinen sowie Laptops wäre das zum Beispiel möglichst schnell möglichst viele Webseiten öffnen zu können. Effizientes Lernen bedeutet folglich, möglichst viel Lernstoff in möglichst kurzer Zeit zu lernen. Einerseits hilft der Laptop dabei, indem er die nötigen Informationen in kürzester Zeit liefert. Andererseits kann er auch viel Ablenkung verursachen, was uns alles andere als effizient lernen lässt. Schliesslich muss jeder Schüler und jede Schülerin für sich selbst herausfinden, wie er oder sie am effizientesten ist. Und effizientes Lernen ist vielleicht einfach «büffeln» und nicht verstehen. Schneller ist nicht immer besser.

  • #4

    Luisa, Nadine, Pedro und Safin aus der Klasse G21b, KSA (Dienstag, 14 Juni 2022 22:48)

    Ist Motivation tatsächlich der Grundstein fürs Lernen?

    Wenn man nicht motiviert ist, Fortschritte zu machen und gute Noten zu schreiben, sind Lernprozesse erfolglos. Die ganze Anstrengung, die man unternimmt, hat dann keinen Sinn. Man vergisst sofort alles wieder, wenn man nicht wirklich interessiert ist. Motivation ist fürs Lernen also durchaus von grosser Bedeutung. Der Computer wird aber wohl nie der Ursprung für Motivation sein, denn Motivation muss vom Schüler, von der Schülerin selbst kommen. Es gilt aber zu sagen, dass die Motivation aufgrund einer falschen Ausrüstung bzw. eines langsamen Computers durchaus leiden kann.

  • #5

    Alexandra, Nishiga, Noah und Saanvi aus der Klasse G21b, KSA (Dienstag, 14 Juni 2022 22:49)

    Stört Ablenkung tatsächlich niemanden?

    Aus unserer Sicht kann man nicht abgelenkt sein, ohne andere zu stören. Wenn man nicht am Unterricht teilnimmt, lenkt man zwangsläufig auch andere ab. Indirekt stört es letztlich auch die Lehrperson, denn man strahlt eine Abwesenheit aus. Vielleicht sieht es im ersten Moment so aus, als würden einzelne abgelenkte Schülerinnen und Schüler niemanden stören, doch spätestens wenn es zu einem Austausch kommt, können genau diese Schülerinnen und Schüler keinen Beitrag für die Lerngemeinschaft leisten. Und das ist eindeutig störend.