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Notebooks am Gymnasium: «Der Computer: Freund oder Feind? Lasst uns bloggen... » (Teil 2)

Text: Loïc Kronenberg und Jolina Ryf in Zusammenarbeit mit Mitschülerinnen und Mitschülern der Klasse G21b und der Deutschlehrerin Christine Weber (Kantonsschule Alpenquai); Bilder: zVg.

 

Auf das Schuljahr 2021/22 hin wurden an den Luzerner Gymnasien die Schülerinnen und Schüler der 3. Klassen der obligatorischen Schulzeit mit Lernenden-Notebooks (LENO) ausgestattet. Jugendliche aus drei 3. Klassen der Kantonsschule Alpenquai Luzern (KSA) haben sich im Fach Deutsch mit dem Thema «Chancen und Schwierigkeiten mit LENO» und dem Aspekt der Sprache sowie der Arbeits- und Lernorganisation auseinandergesetzt. Teil 2 stellt zwei Meinungen gegenüber.

Im Deutschunterricht von Christine Weber reflektierten die Schülerinnen und Schüler der Klasse G21b der Kantonsschule Alpenquai Luzern nicht nur die Erfahrungen mit den LENO-Geräten, sondern dachten auch über die Textsorte «Blog» nach: Wie schreibe ich in ein «öffentliches Tagebuch»? Handelt es sich hier um «Infotainment»? So schrieben alle Schülerinnen und Schüler ihren eigenen Blogeintrag. Zwei davon wurden für die Veröffentlichung ausgewählt, aber zuvor noch in Kooperation bearbeitet. Der Fokus des Blogs liegt auf dem persönlichen (Un)Nutzen der Notebooks. Texte wollen ja perfektioniert werden, und bekanntlich sind 24 Köpfe klüger als einer allein...

Klasse G21b der Kanti Alpenquai während der Entstehung dieser Texte bei der Arbeit mit dem Freund oder dem Feind
Klasse G21b der Kanti Alpenquai während der Entstehung dieser Texte.

Der (un)nötige Computer wider die altmodische Lernatmosphäre

Loic Kronenberg - Schüler an der Kanti Alpenquai Luzern

Von Loïc Kronenberg (15 Jahre, Klasse 3. UG,  Kanti Alpenquai) 

 

Seit dem laufenden Schuljahr wird an der Kantonsschule Alpenquai Luzern bereits in der dritten Klasse mit dem Computer gearbeitet – zu einer dieser Klassen gehöre auch ich. Das Schuljahr ist nun schon fast fertig. In diesem Beitrag berichte ich über meine bisherige Erfahrung damit.

 

Ganz oder gar nicht

Meiner Meinung nach sollte man den Computer entweder vollständig in der ganzen Klasse einsetzen oder aber den Unterricht so gestalten, dass dieses Gerät gar nicht erst zum Einsatz kommt – so wie es bis vor einem Jahr gewesen ist. Andernfalls treten viele Schwierigkeiten auf, welche die Schülerinnen und Schüler, die Lehrpersonen und die ganze Lernatmosphäre gleichermassen betreffen.

 

Technisch ins kalte Wasser gesprungen

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir in der ersten Lektion des Informatikunterrichts zwar den Computer, aber kaum eine Einführung erhalten haben, weder in die allgemeine Benutzung eines Computers noch in Windows-Programme wie OneNote. Dies führte dazu, dass wir es uns selbst erarbeiten mussten – entweder hatte man das Glück, hilfsbereite Menschen zu kennen, oder man war verloren. Das zeigte sich schliesslich im Unterricht. Mein Eindruck war, dass die LENO-Geräte anfangs eher Sorgenfalten statt Glücksgefühle auslösten.

Die ganze Klasse am Bloggen - am Notebook lässt es sich gleichzeitig am gleichen Dokument arbeiten.
Die ganze Klasse am Bloggen - am Notebook lässt es sich gleichzeitig am gleichen Dokument arbeiten.

 

Mehr Akzeptanz als Vorbehalte

Nichtsdestotrotz nehme ich heute in meiner Klasse wahr, dass man die Arbeit mit den Geräten schätzt. Die meisten zeigen sich überzeugt und finden die neue Arbeitsweise eine gute Sache. Ob dies daran liegt, dass man immer auf alle sozialen Netzwerke zugreifen kann, oder ob der Grund in der guten Ordnung der eigenen Unterlagen zu finden ist, weiss niemand.

 

Notebook - massvoller zeitlicher Einsatz  

Einerseits spielt die Ursache für die Motivation gar keine Rolle, denn solange die Bereitschaft in den Unterricht zu kommen sogar steigt, hinterlassen die Geräte ja einen positiven Eindruck. Andererseits sind die Probleme mit dem konstanten Bildschirmkonsum nicht zu unterschätzen. Dabei handelt es sich um Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen oder übermässige Ablenkungstendenzen. Spätestens dann sollte man meines Erachtens merken, dass der Computer zu oft eingesetzt wird und den Lernenden eher schadet.

 

Mehr Arbeit für Lehrpersonen

Was ich bis jetzt noch nicht aufgegriffen habe, ist der hohe Einsatz der Lehrpersonen. Viele von ihnen gehen den sogenannten «Mittelweg». Der Unterricht ist so vorbereitet, dass alle entweder auf Papier oder alle auf dem Computer arbeiten – je nach dem was für den Unterrichtsstoff besser geeignet ist. Einige Lehrpersonen lassen die Schülerinnen und Schüler auch selbst entscheiden, wie sie ihre Aufträge lösen möchten. Genau diese Lösung erscheint mir sinnvoll, auch wenn der Aufwand für die Lehrpersonen sichtlich gross ist.

 

Ohne Notebook - lebendigere Atmosphäre

Aus meiner Perspektive sollte man den Computer entweder ganz oder gar nicht in den Unterricht einbauen, wobei ich eher zu Letzterem tendiere, da ich den Unterricht in der zweiten Klasse als lebendiger empfunden habe. Damals kamen wir noch ohne Geräte in den Unterricht. Ganz klar dagegen bin ich aber, LENO-Geräte schon im Untergymnasium vollständig einzusetzen, da dies wirklich zu früh ist, und ich auch keinen Nutzen in diesem Schritt sehe. Jedoch gehöre ich mit meiner Meinung -  die Geräte in den dritten Klassen nicht mehr einzusetzen - eher zur Minderheit, und da es um das gesamte Wohlbefinden der Stufe geht, überlebt der Computer im Klassenzimmer wohl.

Der Computer: Mein Freund und Helfer

Jolina Ryf - Schülerin an der Kanti Alpenquai Luzern

Von Jolina Ryf (14 Jahre, Klasse 3. UG, Kanti Alpenquai) 

 

Der Computer ist aus meinem Schulalltag nicht mehr wegzudenken. Warum? Er erleichtert mir unendlich vieles. Ich halte seither viel besser Ordnung. Ich habe alle Fächer in Unterordnern sortiert, und ich brauche keine schweren Bücher mehr, die ich täglich mitschleppen muss. Alles ist im Computer hinterlegt. So kann ich auch Hausaufgaben, Projektarbeiten, Vorträge oder persönliche Aufzeichnungen mit dem Computer einfacher erledigen. Aller Anfang ist natürlich schwer, aber ich konnte mich schnell mit dem Computer anfreunden, und die Lernkurve für alle Anwendungen zeigte steil nach oben.

 

Mein Notebook - die Kommunikationszentrale

Ein riesiger Vorteil des Computers sind die Kommunikationsmöglichkeiten. Wir Schülerinnen und Schüler können uns über Microsoft Teams oder OneNote austauschen, und die Lehrpersonen können Prüfungsdaten in der Agenda des Schulnetzes eintragen oder Aufträge sowie Hausaufgaben per E-Mail erteilen. Umgekehrt können auch wir Schülerinnen und Schüler unsere Arbeiten direkt den Lehrpersonen online übermitteln. Dadurch sind die Kommunikationswege sehr kurz und in der Regel zuverlässig.

 

Vielfalt an Tools - Vielfalt an Kompetenzen

In jedem Schulfach werden verschiedene Computer-Programme verwendet. Ob es mathematische, kreative oder sprachliche Programme sind, die Vielfalt ist nahezu unermesslich. Ein Beispiel wäre das Programm «Photoshop», welches wir im Fach Bildnerisches Gestalten verwenden. Im Fach Informatik lernen wir mit dem Programm «TigerJython» eine Programmiersprache, und in Musik verwenden wir das Programm «Musescore». Auch in anderen Fächern wie Deutsch oder Biologie arbeiten wir die meiste Zeit auf OneNote, ein Programm, das von den Lehrpersonen sehr übersichtlich gestaltet wird und den Unterricht für mich somit sehr gut strukturiert.

 

Mit dem Stift in OneNote Notizen machen
Mit dem Stift in OneNote Notizen machen

 

Schattenseite Cybercrimes & Spam 

Die Benutzung des Computers ist meiner Meinung nach aber auch eine neue «Challenge». Nicht nur das Erlernen von Programmen und Anwendungen, sondern auch die Begegnung mit Gefahren wie zum Beispiel Computerviren sowie die Auseinandersetzung mit Cybercrimes oder Spammails sind neue Herausforderungen.

 

Notebook - Wartung, Pflege, Updates

Des Weiteren muss ein Computer gehegt und gepflegt werden. Hierzu benötigt man Kenntnisse zum Betriebssystem; es müssen regelmässig Updates durchgeführt werden. Auch ein vorsichtiges Verhalten ist unumgänglich: Man darf keine unbekannten E-Mails oder Links öffnen. Der Computer-Akku muss immer aufgeladen und das Zubehör wie der Stift immer funktionstüchtig sein. Eine weitere Voraussetzung für erfolgreiches Arbeiten ist eine stabile Internetverbindung.

 

Sollte man sich jedoch nicht um all diese Dinge kümmern – und da spreche ich aus eigener Erfahrung –, kann es passieren, dass man im Unterricht nicht mitmachen kann. Wenn man keinen Zugriff auf seine Dokumente und Unterlagen hat, ist man ziemlich verloren.

 

Notebook - Internet, Games und Ablenkung

Eine weitere enorm grosse Gefahr ist das Ablenkungspotenzial dieser Geräte. Ich werde oft verführt, irgendwelche Games zu spielen. Manchmal surfe ich auf den sozialen Medien oder schaue mir sonstige Sachen an, statt dass ich mich auf den Unterricht konzentriere. Wer kennt das nicht? Teilweise raubt der Computer mir meine Zeit und meine Konzentration, und ich schweife dann vom Wesentlichen ab. Bei übermässigem Konsum und zu langer Bildschirmzeit, welche noch mit anderen elektronischen Geräten wie Handy und Fernseher gesteigert wird, kommt es bei mir zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, Augenflimmern oder Konzentrationsschwierigkeiten.

 

Die Balance finden 

Die neue Art, meinen Schulalltag mit einem Computer zu erledigen, hat für mich also zwei Seiten. Das Gerät ist einerseits ein nützliches Werkzeug: viel ordentlicher, sehr vielfältig und mehrfach schneller. Andererseits kann der Computer aber auch eine grosse Falle sein. Wenn ich mich also im Internet verliere, verpasse ich den Anschluss. Trotzdem ist ein leistungsfähiger Computer für mich im Unterricht sowie auch zu Hause unerlässlich. Auch wenn er einige Nachteile hat, gibt er mir unbegrenzte Möglichkeiten. 




Dies ist Teil 2 eines dreiteiligen Beitrags aus der Kantonsschule Alpenquai Luzern anlässlich der Einführung von Arbeitsgeräten auf der obligatorischen Schulstufe im Schuljahr 2021/22.

 

 

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Kommentare: 6
  • #1

    Abhishek Sivakumar und Sandro Schüssler (Donnerstag, 23 Juni 2022 09:34)

    Wir können den Aspekt von Jolina des Zwiespalts, zwischen der Ablenkung und dem produktiveren Lernen durch mehr Ordnung sehr gut nachvollziehen. Unsere Ordnung seit dem Erhalten des Laptops ist enorm gestiegen, wie das auch der Fall bei Jolina und sicher auch bei vielen anderen Schülern ist. Wir können ihr ausserdem zustimmen, dass man oft in Versuchung gerät, nicht nur beim Unterrichtsstoff zu bleiben. Zusammenfassend vertreten wir also etwa die gleiche Meinung wie Jolina und können nur bei dem Punkt, dass man regelmässig Kopfschmerzen bekommt, widersprechen, da bei uns so etwas noch nie passiert ist.

  • #2

    Manuel und Gian (Donnerstag, 23 Juni 2022 09:35)

    Bei diesem Text wird erwähnt, dass es eine gute Balance für den Computer braucht, da es sonst dem Lernenden schadet. Dies ist für mich ein Widerspruch, da am Anfang gesagt wurde, man soll den Computer entweder die ganze Zeit brauchen soll oder gar nicht. Der Computer hat dieses Jahr vieles vereinfacht und ihn zu brauchen hat das ganze Jahr besser gemacht, sei es, dass man weniger Bücher schleppen musste oder effizienter lernen konnte (wenn man konzentriert war).

  • #3

    Annalena, Kuno, Sarai (Donnerstag, 23 Juni 2022 09:36)

    Technisch ins kalte Wasser gesprungen
    Wir sind nicht derselben Meinung wie Loïc, da wir keine Schwierigkeiten hatten. Andererseits verstehen wir aber auch dass es nicht allen so leicht gefallen ist. Je nach Informatiklehrperson war die Einführung mehr oder weniger hilfreich. Wenn man das Gerät noch nicht ganz verstanden hatte, war man deutlich im Nachteil. Falls man doch Schwierigkeiten gehabt hätte, gab es immer eine Person, ob Schüler/in oder Lehrperson, die einem geholfen hat.

  • #4

    Paola, Dea (G21d) (Donnerstag, 23 Juni 2022 09:36)

    Uns gefällt, wie Jolina Ryf die Vorteile aufzeigt, die es gibt, wenn man mit dem Computer arbeitet. z.B. effizientes Lernen, keine Bücher mitschleppen, den Lernstoff organisiert auf dem Laptop haben, Kommunikationsmöglichkeiten etc. Allerdings erwähnt sie trotzdem, dass es auch gewisse Nachteile mit sich bringen kann, wie z.B. Kopfschmerzen und Müdigkeit wegen der langen Bildschirmzeit und Ablenkung. Auch hier stimmen unsere Erfahrungen mit denjenigen von Jolina überein.

  • #5

    Dylan und Maxi, G21d KSA (Donnerstag, 23 Juni 2022 09:37)

    Loïcs Text überzeugt uns sprachlich und argumentativ. Wir sind jedoch sicher nicht der Meinung, dass man den Laptop entweder ganz oder gar nicht gebrauchen sollte, denn nach unserer Erfahrung haben wir gemerkt, dass eine gute Mischung von beidem eine gute Lösung ist. Der Übergang mit den Laptops ist demnach nicht mehr so krass, sobald man in die 4. Klasse geht, da man sich schon daran gewöhnt hat. Bei seinem Punkt, dass wir technisch ins kalte Wasser geworfen worden sind, stimmen wir zu, da wir zum Beispiel in Informatik dazu keine Einführung hatten. Schlussendlich hat der Geografielehrer uns weitergeholfen. Auch andere Lehrer mussten uns die Sachen, die uns das Leben z.B. in OneNote vereinfachen, im Verlauf der ersten Schulwochen erklären. Unserer Meinung nach können die Laptops jedoch schon im Untergymnasium verwendet werden, da man an Sekundarstufen siehts dass es funktioniert. Dann müsste man auch nicht immer in die Bibliothek gehen und die langsamen Schullaptops starten, um z.B. ein Blatt zu drucken.

  • #6

    Amos und Leander (G21) (Donnerstag, 23 Juni 2022 09:55)

    Wir möchten uns zum Abschnitt <Technisch ins kalte Wasser gesprungen> in Loïcs Text äussern . Wir finden das sehr treffend geschrieben. Wir haben dasselbe erlebt. Man hat zwar eine kleine Einführung bekommen, aber wir waren am Anfang schon ein wenig aufgeschmissen, zum Beispiel bei der Ablage der Dateien auf OneNote. Wir wussten nicht, wie man die Dateien sinnvoll ordnet und ablegt. Das war für uns sehr bemühend und es hat uns sehr viel Zeit gekostet. Wir hätten in derselben Zeit einen Auftrag auf Papier schon lange gelöst. Und auch gewisse Lehrpersonen waren überfordert und können zum Teil die Dateien bis heute nicht sinnvoll ablegen.