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«MINT Frauennetzwerk» - Ein Dialog über MINT und Geschlechterklischees

Das MINT-Frauennetzwerk setzt sich dafür ein, dass mehr junge Frauen sich für Studien und Berufe in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik entscheiden. MINT-Experimentiertage, MINT-Speeddatings und MINT-Exkursionen in die Berufswelt sollen Geschlechterstereotype aufbrechen. Nun zeigen sich erste Erfolge.

Gabrijela Pejic, Rektorin Kantonsschule Menzigen und Teilprojektleiterin «MINT-Frauennetzwerk» im Kanton Zug
Gabrijela Pejic, Rektorin Kantonsschule Menzigen und Teilprojektleiterin «MINT-Frauennetzwerk» im Kanton Zug. (Bild: zVg.)

In einer Welt, die nach MINT-Fachkräften verlangt, stehen Mädchen und junge Frauen oft noch am Rande. Das interkantonale Projekt «MINT-Frauennetzwerk», unterstützt vom Eidgenössischen Büro für Gleichstellung von Mann und Frau, setzt sich seit über drei Jahren dafür ein, das Interesse von Gymnasiastinnen an MINT-Fächern und -Studiengängen nachhaltig zu erhöhen. Geschehen soll dies durch «MINT-Experimentier(halb)tage», «MINT-Speeddatings», «MINT Exkursionen in die Berufswelt» und weiteren Aktivitäten an elf Gymnasien in den Kantonen Luzern, Aargau, Zug und Zürich. Die Luzerner Kantonsschulen Alpenquai Luzern, Beromünster, Musegg Luzern, Seetal und Sursee sind stolz darauf, Teil dieses Netzwerks zu sein.

Warum ist die Förderung im MINT-Bereich ausschliesslich auf Frauen beschränkt?

Dieser Fokus resultiert aus hartnäckigen traditionellen Rollenbildern und der aktuellen Forschung, welche zeigt, dass im Berufswahlprozess Jugendliche überraschenderweise weniger von persönlichem Interesse, Neigungen, Begabungen und Fähigkeiten beeinflusst werden, als von der Sozialisation und von den Umwelteinflüssen, die auf sie einwirken.

MINT-Berufe und Geschlechterklischees

MINT-Experimentiertag an der Kantonsschule Alpenquai
MINT-Experimentiertag an der Kantonsschule Alpenquai. (Bild: Käthi Schalbetter)

Die MINT-Berufe, insbesondere technische und ingenieurwissenschaftliche Tätigkeiten, werden von jungen Frauen nach wie vor als «nerdy», «typisch männlich» und frauenfeindlich betrachtet und sind somit in ihren Augen eher für Männer geeignet. So überrascht nicht, dass bei einem «MINT Frauennetzwerk»-Event mit über 60 Primarschülerinnen gefragt nach einer Person, die Maschinen baut oder Brücken entwirft, kein einziges der Mädchen dabei an eine Frau dachte. Warum? Die Antwort war simpel: «Für diese Berufe braucht es starke Männer». Ein Augenöffner und Weckruf zugleich. Dieses Bild möchten wir mit dem «MINT Frauennetzwerk» durchbrechen und diskutieren, denn die Welt benötigt nicht nur MINT-Fachkräfte, sondern auch vielfältige Perspektiven.

Lebendiger Dialog und Aktivitäten des MINT Frauennetzwerks

MINT-Frauen Speeddating an den Kantonsschulen Beromünster, Seetal und Sursee. (Bild: Sylvia Schibli)
MINT-Frauen Speeddating an den Kantonsschulen Beromünster, Seetal und Sursee. (Bild: Sylvia Schibli)

Das «MINT-Frauennetzwerk» ist mehr als ein Projekt – es ist ein lebendiger Dialog zwischen Schülerinnen, Studentinnen, Lehrerinnen und Frauen aus MINT-Berufen. Mit seinen Aktivitäten sensibilisiert es für Geschlechterstereotype, zeigt positive weibliche Rollenbilder und ermutigt Mädchen und junge Frauen dazu, Schwerpunktfach, Studien- und Berufswege basierend auf ihren individuellen Interessen und Potenzialen zu wählen, ohne sich von geschlechtsspezifischen Erwartungen beeinflussen zu lassen.

Erste Erfolge lassen sich zeigen

Die ersten drei Projektjahre haben bereits einen soliden Grundstein gelegt. Trotz der Herausforderungen der Corona-Pandemie haben die engagierten MINT-Lehrerinnen seit Projektbeginn mehr als 66 «MINT Frauennetzwerk»-Aktivitäten durchgeführt und dabei über 2500 Schülerinnen erreicht. Obwohl es noch zu früh ist, um langfristige Auswirkungen auf die Anmeldezahlen von Schülerinnen in MINT-Fächern zu bewerten, deuten erste vielversprechende Anzeichen auf einen leichten Anstieg des Frauenanteils in MINT-Schwerpunktfächern hin. Doch dieser Weg erfordert kontinuierliche Anstrengungen, wir müssen dranbleiben.

Vielfalt in der MINT-Community

MINT Frauen Experimentiertag an der Kantonsschule Alpenquai. (Bild: Neville Auf der Maur)
MINT Frauen Experimentiertag an der Kantonsschule Alpenquai. (Bild: Neville Auf der Maur)

Gehen die Schüler bei der ganzen Frauenförderung nicht vergessen? Nein, das Projekt geht nicht nur Mädchen etwas an. Es geht um einen Dialog, der die gesamte MINT-Community stärkt. Auch Jungen profitieren von einem Umfeld, das Stereotype überwindet. Darüber hinaus bieten die Gymnasien nicht nur «MINT Frauennetzwerk»-Aktivitäten, sondern auch zahlreiche weitere Möglichkeiten, bei denen auch Schüler über den regulären Unterricht hinaus ihr Interesse und Begeisterung für Mathematik, Naturwissenschaften und Technik vertiefen können.

 

Die Förderung von Mädchen im MINT-Bereich ist keine Einbahnstrasse. Es ist ein Dialog, der unsere Vorstellungen von Geschlechterrollen herausfordert und das MINT-Feld für alle öffnet. «Mädchen fördern? Mädchen fördern!» – Ein Aufruf zum Dialog für die Zukunft unserer Gesellschaft.


Projekt MINT-Frauennetzwerk

Im Rahmen der MINT-Strategie des Kantons Luzern entstand 2015 das MINT-Frauennetzwerk. Es soll Berufswahl-Stereotypen durchbrechen und bei jungen Frauen das Interesse für MINT-Studiengänge und -Berufe wecken. Mittlerweile beteiligen sich daran nicht nur Gymnasien aus dem Kanton Luzern, sondern auch aus den Kantonen Aargau und Zug.

 

Das MINT-Frauennetzwerk wurde in den Jahren 2019 bis 2023 vom Eidgenössischen Büro für Gleichstellung von Mann und Frau finanziell unterstützt. Das Projekt konnte erfolgreich abgeschlossen werden. Die Aktivitäten des MINT Frauennetzwerk laufen im Kanton Luzern im aktuellen Schuljahr im bisherigen Umfang weiter. Ein Folgeprojekt ab 2024 ist geplant und wird im Moment erarbeitet.


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