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Zwei neue Fakultäten für die jüngste Universität der Schweiz

Text: Vera Bergen

Die im Jahr 2000 gegründete Universität Luzern etabliert sich weiter und rundet ihr humanwissenschaftliches Profil mit zwei neuen Fakultäten ab.  Doch wie schafft man eigentlich eine Fakultät?

Studierende an der Universität Luzern
Die Universität Luzern rundet ihr humanwissenschaftliches Profil mit den beiden neuen Fakultäten ab.

Seit dem 1. Februar 2023 besteht die Universität Luzern neu aus sechs Fakultäten. Mit der Revision des Luzerner Universitätsgesetzes konnte das bisherige Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin zu einer Fakultät umgewandelt werden. Zudem wurde eine neue Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie geschaffen. Die beiden neuen stärken zusammen mit den vier bisherigen Fakultäten für Theologie, Kultur- und Sozialwissenschaften, Rechtwissenschaft und Wirtschaftswissenschaften das humanwissenschaftliche Profil der Universität weiter. 

Gesundheitswissenschaften & Medizin: Vom Seminar zum Departement zur Fakultät

Stefan Boes steht an seinem Bücherregal im Büro.
Für Gründungsdekan Stefan Boes ist der 1. Februar 2023 ein Tag zum Feiern (Bild: Universität Luzern).

Zwar scheint die Umwandlung des ehemaligen Departements für Gesundheitswissenschaften und Medizin in eine Fakultät vor allem eine formale Sache zu sein, trotzdem spricht Gründungsdekan Prof. Dr. Stefan Boes von einem Meilenstein. «Als Fakultät sind wir jetzt nicht nur thematisch, sondern auch organisatorisch vollkommen eingebettet in unserer humanwissenschaftlich ausgerichteten Universität, sagt er im Gespräch mit der Kommunikation der Universität Luzern. Für Stefan Boes ist die Umwandlung in eine Fakultät aber auch ein Meilenstein, weil sein Fachgebiet bei seinem Start an der Universität Luzern vor 10 Jahren noch im damaligen Seminar für Gesundheitswissenschaften an der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät verortet war. «Dort konnten wir zunächst unter Doktoratsprogramm und anschliessend den Master in Gesundheitswissenschaften entwickeln», erklärt Stefan Boes. Als dann ein gemeinsamer Master in Medizin mit der Universität Zürich dazu kam, wurde das Seminar von der Universitätsleitung in ein Departement umgewandelt. 

 

Die Kombination von Gesundheitswissenschaften und Medizin zeichnet die neue Fakultät national und international aus. Auch bei der Ausrichtung geht die neue Fakultät eigene Wege und trägt aktuellen, gesellschaftlichen Themen Rechnung. Denn Schwerpunkte setzt die neue Fakultät bei Hausarztmedizin, Grundversorgung und Rehabilitation und es wird bewusst auf teure, medizinischen Spezialisierungen verzichtet.

Verhaltenswissenschaften & Psychologie: Von Grund auf neu

Prof. Dr. Fred Mast ist Professor für Psychologie an der Universität Bern. Zusätzlich plant und leitet er den Aufbau der neuen Fakultät an der Universität Luzern (Bild: Universität Bern).
Prof. Dr. Fred Mast ist Professor für Psychologie an der Universität Bern. Zusätzlich plant und leitet er den Aufbau der neuen Fakultät an der Universität Luzern (Bild: Universität Bern).

Während Gesundheitswissenschaften und Medizin in den vergangenen Jahren schrittweise aufgebaut wurden, steht die Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie noch fast am Anfang. Seitdem der Luzerner Kantonsrat im Herbst 2022 das überarbeitete Universitätsgesetz angenommen hat, wurden vor allem organisatorische und strukturelle Grundlagen für die Aufnahme des Lehr- und Forschungsbetriebes geschaffen. Auch wird intensiv am Aufbau des Bachelor-Studienganges in Psychologie gearbeitet, welcher im Herbstsemester 2024 starten soll. Aktuell gehen die Bewerbungen für die ersten drei, international ausgeschriebenen Professuren in Kinder- und Jugendpsychologie, Rechtspsychologie und Klinischer Psychologie ein. Laut dem Psychologie-Professor und Planungsbeauftragten Prof. Dr. Fred Mast ist die Berufung der Professorinnen und Professoren enorm wichtig. «Denn es sind sie und ihre Teams, die der Fakultät ein Gesicht geben werden», erklärt Mast. Die weiteren Berufungen erfolgen schrittweise. Nächstes Jahr soll eine Professur in Rehabilitationspsychologie ausgeschrieben werden, 2025 folgen zwei weitere Professuren. «Der schrittweise Aufbau erlaubt uns, die Besetzung der Professuren gut abzustimmen und mögliche fachliche Überlappungen zu verhindern», erklärt Mast weiter. Im Herbst 2027 wird der Aufbau der Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie abgeschlossen sein und der Masterstudiengang mit mindestens drei Vertiefungsmöglichkeiten beginnen. «Die drei Vertiefungen im Masterprogramm in Kinder- und Jugendpsychologie, Rechtspsychologie und Rehabilitationspsychologie ergänzen sehr gezielt das bestehende Angebot anderer Universitäten der Schweiz», so der Planungsbeauftragte Fred Mast. 

Und was ist mit den Verhaltenswissenschaften?

Aktuell wird im Bereich der Verhaltenswissenschaft ein Forschungslabor aufgebaut. Das Labor soll einerseits als verbindendes Element aller Fakultäten der Universität Luzern dienen, da es die Interessen der Fakultäten in Form von Forschungsprojekten vereinen kann. Laut Prof. Dr. Fred Mast besteht grosses Interesse an diesem verhaltenswissenschaftlichen Forschungslabor und die anderen Fakultäten wirken bereits an dessen Aufbau mit. Andererseits soll das neue Labor die noch fehlenden Forschungsmethoden der Humanwissenschaften ergänzen. «Was die Psychologie anbelangt, so werden verschiedene Methoden eingesetzt, von Befragungen und Interviews bis hin zu Experimenten und Simulationen. Das neue Labor wird den experimentellen Teil abdecken», erläutert Mast. Später soll der Bereich Verhaltenswissenschaft auch für Lehrveranstaltungen, als Nebenfachstudium oder für Vorlesungsreihen dienen. Noch aber braucht es viel Arbeit bis die Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie vollständig aufgebaut ist. Dabei ist es sicherlich hilfreich, dass schon heute Themen rund um Verhalten an der Universität Luzern aufgegriffen werden und sich somit Anknüpfungspunkte für die neue Fakultät bieten. 



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