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"Streng aber lohnenswert" - Nina Caviezel und ihre Maturaarbeit

Interview: Gabriela Mischkale

Nina Caviezel hat 2017 ihre Matura an der Kanti Alpenquai abgeschlossen. Im gleichen Jahr stellte die Adligenswilerin als eine von 34 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Maturaarbeit am Luzerner Wettbewerb «Fokus Maturaarbeit» aus. Was klein begann, wuchs zu unerwarteten Erfahrungen heran.

Nina Caviezel am Inseli-Park anfangs April 2019
Nina Caviezel am Inseli-Park anfangs April 2019

An der diesjährigen Prämierungsfeier von Fokus Maturaarbeit im März 2019 sprach Nina Caviezel als Gastrednerin und Ehemalige über ihre Erfahrung mit ihrer Maturaarbeit. Als Schülerin der Kanti Alpenquai komponierte sie Stücke zu drei Bildern von Monet unter dem Titel Monets Musik –Vertonung von drei impressionistischen Gemälden für Klavier. Ihre Teilnahme am Luzerner Wettbewerb Fokus Maturaarbeit war der Anfang einer ausgedehnten Maturaarbeit-Episode: Schweizer Jugend forscht 2018, Besuch im Bundeshaus, Genius Olympiade 2018 im Staat New York. 

Wir haben Nina, die aktuell an der Hochschule der Künste Bern «Vermittlung von Kunst und Design» studiert, zu einem Gespräch getroffen und sie gebeten, uns über ihre Erfahrung mit der Maturaarbeit zu erzählen. 

Blog-Redaktorin: Frau Caviezel, Sie haben als Maturaarbeit Bilder von Claude Monet vertont. Wie kamen Sie auf dieses Thema?

NIna Caviezel: Ich habe immer schon sehr gerne Klavier gespielt und Kompositionen interpretiert. Ausserdem wollte ich schon lange selbst komponieren, habe mich aber nicht getraut oder die Zeit dafür nie gefunden. Bei der «Maturaarbeit» habe ich Raum und Zeit von der Schule für ein eigenes Projekt bekommen.

 

Also stellte ich mir die Aufgabe, zu den drei Gemälden Mohnfeld bei VétheuilSommer und Der Bahnhof Saint-Lazare von Claude Monet drei Klavierstücke zu komponieren. Bei der Vertonung beschränkte ich mich ausschliesslich auf die subjektiv wahrgenommene Stimmung der Bilder, die in der impressionistischen Malerei zentral ist. Mich faszinierte die Frage, wie sich Malerei und Kunst gegenseitig bereichern und im Zusammenspiel Grenzen auflösen können.

Nina Caviezel brachte Monets Mohnfeld als eines von drei Bildern zum Klingen. 

Die Maturaarbeit wird ein Jahr vor dem Abschluss geschrieben. Die Zeitspanne vom Konzept bis zur Abgabe reicht über ca. acht Monate – von Februar bis Ende September. Hatten Sie genug Zeit für Ihr Thema?

Es ist auf jeden Fall eine intensive und fordernde Zeit, gerade weil der grösste Teil der Arbeit in der Freizeit passiert. Die Treffen mit der betreuenden Lehrperson, in meinem Fall war das die Musiklehrerin Bigna Conte, schaffen eine gewisse Struktur. Ich selbst benötigte gerade für das Komponieren ein bisschen Anlaufzeit, da ich grossen Respekt davor hatte. Erst musste ich mir eine eigene Herangehensweise erarbeiten.

Aquarell von Nina Caviezel - Mohnfeld nach Monet
Mohnfeld nach Monet. Aquarell von Nina Caviezel, 2017
Tuschezeichnung von Nina Caviezel
Mohnfeld nach Monet. Tuschezeichnung: Nina Caviezel, 2017.

Wie sind Sie vorgegangen?

Zu Beginn fertigte ich in unterschiedlichen Techniken viele Skizzen zu den Gemälden an, um sie besser kennenzulernen und bewusster wahrzunehmen.

Danach machte ich zu jedem Gemälde eine Bildbeschreibung, Analyse und Stellungnahme, wobei ich vor allem die Stellungnahme als bedeutsam erachtete. Daraus habe ich einige wichtige Grundbegriffe der empfundenen Stimmung fokussiert wie Sehnsucht oder Intensität und diesen Begriffen musikalische Parameter wie Dynamik, Rhythmus, Tonhöhe zugeordnet.

 

Mit diesem sprachlichen Gerüst ausgestattet, habe ich dann viel auf dem Klavier improvisiert und Melodien gesucht, Monets Bilder immer vor Augen. Dieser Teil der Arbeit – das Komponieren – hat sehr viel Zeit gebraucht. Die drei Klavierstücke in ihren doch sehr verschiedenen Stilen - romantisch, impressionistisch und expressionistisch - mussten in mir reifen.

 

Die Stücke hielt ich mit einem Notenschreibprogramm in einem selbst gestalteten Notenheft zusammen. Auch wenn der Endspurt vor der Abgabe noch einmal sehr stressig war, hatte ich das gute Gefühl, fertiggeworden zu sein. Danach folgte das Einüben der Stücke auf dem Klavier, um zwei Monate später bei der Präsentation der Maturaarbeit in meinem Gymnasium die Stücke vor vielen Personen vorspielen zu können.

Mohnfeld nach Monet. Skizze Acryl und Öl von Nina Caviezel, 2017
Mohnfeld nach Monet. Skizze Acryl und Öl von Nina Caviezel, 2017
Noten zum Mohnfeld
Notation zum Bild Mohnfeld von Nina Caviezel, 2017

Das Ergebnis Ihrer drei Kompositionen hat Ihre betreuende Lehrperson und die Korreferentin überzeugt. Sie haben die Einladung zur Teilnahme am Luzerner Wettbewerb Fokus Maturaarbeit 2017 erhalten. Haben Sie damit gerechnet?

Nein, den Wettbewerb kannte ich gar nicht. Die Einladung habe ich als Wertschätzung meiner Arbeit wahrgenommen und mich natürlich sehr darüber gefreut. Als Wettbewerb habe ich das Format aber nie gesehen.

 

Ihre Teilnahme bei Fokus Maturaarbeit hat Ihnen eine Einladung für den nationalen Wettbewerb 2018 eingebracht. Wie lief es dort ab?

Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich mich überhaupt für diesen Wettbewerb anmelden sollte, da ich eigentlich sehr froh war, mit meiner Maturaarbeit abgeschlossen zu haben. Im Nachhinein bin ich aber sehr glücklich über meinen Entscheid in letzter Sekunde, mich doch noch bei Schweizer Jugend forscht anzumelden.

 

Im Januar 2018 besuchte ich zusammen mit vielen anderen jungen Menschen aus der ganzen Schweiz den Vorselektions-Workshop. Dort präsentierte ich meine Arbeit und wurde für den nationalen Wettbewerb zugelassen. Um meine Arbeit zu verbessern wurde mir ein Experte, der Musiker Raphael Staubli, zur Seite gestellt. Obwohl die Weiterarbeit etwas Überwindung und sehr viel Zeit kostete, bin ich glücklich, meine Maturaarbeit verbessert und sie um einen wissenschaftlichen Teil ergänzt zu haben. 

 

Im Mai 2018 fand schliesslich die dreitägige Ausstellung in Neuchâtel statt. Es war eine dreitägige Ausstellung, die mit einer Preisverleihung endete, bei der die Bewertung der Experten präsentiert wurde.

 

Ihre Arbeit erhielt das Prädikat «Hervorragend» und es gab noch einen Sonderpreis für Sie: Eine Teilnahme an der Genius Olympiade in Oswego im Bundesstaat New York.

Ja, darüber habe ich mich unglaublich gefreut! An der internationalen Genius Olympiade durfte ich meine Arbeit noch einmal eine Woche lang ausstellen. Diese Woche habe ich wirklich sehr genossen, vor allem, da ich sehr viele Menschen aus der ganzen Welt und viele spannende Projekte kennenlernen durfte.

 

Da meine Arbeit eine interdisziplinäre ist, wurde sie in zwei Sparten ausgezeichnet: Im Bereich Musik erhielt ich Gold und in der Sparte Kunst Bronze.

 

Was würden Sie Gleichaltrigen raten, die jetzt in der Phase der «Maturaarbeit» stecken?

All die schlaflosen Nächte, alle Selbstzweifel, das Fluchen über verlorene Dokumente, das Zittern vor der Präsentation - Es ist es wert. Es lohnt sich, diese Arbeit zu machen, da man sich in seinem selbständigen Arbeiten kennenlernt und daran wächst.

 

Jede und jeder darf genau das vertiefen, was sie oder ihn persönlich am meisten interessiert – Das ist eine tolle Möglichkeit! Und obwohl es eine sehr strenge und manchmal auch unsichere Zeit ist, kann ich alle nur ermutigen: Es ist gut, was ihr macht und ihr könnt stolz darauf sein.

 

Ich persönlich bin mit diesem Projekt, welches das erste selbständige Projekt im Rahmen der Schule war, sehr gewachsen. Ein eigenes Projekt über eine lange Zeit realisiert zu haben, hilft mir im Studium, mich zu organisieren und in meine Fähigkeiten zu vertrauen.

Bilder und Video in diesem Beitrag sind Eigentum von Nina Caviezel. Nutzung und Vervielfältigung erst mit der Einwilligung der Autorin.

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