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Ignaz Paul Vital Troxler - Luzerner Querkopf und Schulpionier

Text: Romy Villiger

Bilder: Broschüre

Kaum jemand kennt Ignaz Paul Vital Troxler. Dabei haben die Luzernerinnen und Luzerner allen Grund, auf diesen Mann stolz zu sein, gilt er doch als bedeutender Luzerner Bürger mit politischem Weitblick. Eine neue Broschüre für den Unterricht zeigt auf, weshalb Troxler dieses Attribut verdient.

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Troxlers Denkmal in seinem Heimatort Beromünster

Ignaz Paul Vital Troxler kam 1780 in Beromünster zur Welt. Er war Arzt, Philosoph, Pädagoge und Politiker und gilt gesamtschweizerisch als herausragende Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts. Ihm kommt das Verdienst zu, das Zweikammersystem 1848 im richtigen Augenblick in die politische Diskussion gebracht zu haben. Aber auch für die Schule und das Recht auf Bildung kämpfte er schon früh. Das folgende Zitat zeigt sein für damalige Zeiten sehr progressives Verständnis von Bildung:

«Bedenkt, dass ein Wissen, das nur im Kopfe wohnt, und nicht als Wissen im Herzen, eine taube Frucht ist. Was Geist und Herz zugleich bildet, ist das Wahre.»

Pionier der Schulentwicklung

Troxler war davon überzeugt, dass Bildung zu individueller Freiheit und wirtschaftlichem Fortschritt führt und engagierte sich dafür mit Leib und Seele. 1819 wurde er als Lehrer für Philosophie an das Gymnasium in Luzern gewählt und gab dafür seine Arztpraxis auf. Lehrer Troxler war bei seinen Schülern sehr beliebt. Er erzog sie zur  Selbstverantwortung, gewährte ihnen viele Freiheiten und führte unter anderem den Schulsport ein. Überhaupt war er seiner Zeit weit voraus und trieb die Modernisierung der Schule mit Leidenschaft voran. Sein Ziel war eine Schule für alle, nicht nur für Kinder aus reichem Elternhaus. Er wollte eine Schule ohne kirchlichen Einfluss, die zudem auch auf bürgerliche Berufe vorbereitet. Mit diesen revolutionären Ideen verärgerte er seine konservativen Kollegen - vorwiegend Geistliche - so sehr, dass er deren Unmut nicht nur in Diskussionen und Schriften, sondern auch nachts zu spüren bekam:

«Meine Nächte waren wochenlang sehr unruhig. Ich musste mein Haus bewachen. Nie schlief ich von 11 bis 3 oder 4 Uhr morgens. Es liefen bezahlte Buben, die mir Fenster einwerfen sollten, fast die halbe Nacht hin und her. Es patrouillierten aber auch Studenten zu meinem Schutze.»

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Der Lehrer prüft den Pfarrer. Karikatur von David Hess, 1835 (Aus der Broschüre «Ignaz Paul Vital Troxler - ein Mann der Tat mit Horizont»)

Troxler ist unbequem und provoziert

Schliesslich setzte die Luzerner Regierung diesem Konflikt ein Ende und entliess Troxler fristlos. Dieser ging vorerst zurück in seine Arztpraxis in Beromünster. Über seine Erfahrungen als Lehrer verfasste er die Schrift «Luzerns Gymnasium und Lyzeum». Darin verspottet er seine ehemaligen Kollegen und unterstellt ihnen, sie würden in der Biologie Nerven und Sehnen verwechseln, weil sie nichts von Naturwissenschaften verstünden. Für Troxler war damit das Kapitel Schule aber keineswegs abgeschlossen. Er wechselte später als Schulvorsteher nach Aarau und wurde danach gar Rektor an der Universität Basel, damals die einzige Schweizer Universität. Das Verhältnis zwischen ihm als Universitätsrektor und der Basler Regierung war jedoch schon bald zerrüttet. Seine Provokationen und sein Radikalismus führten nach nur einem Jahr zu seiner Absetzung.

Broschüre dokumentiert Troxlers Lebensweg

Bildung war ein wichtiges Thema in Troxlers Leben. Aber nicht nur, als Politiker setzte er sich für die Gleichberechtigung aller Bürger* und für die Pressefreiheit ein. Troxler aber eckte damals mit seinen Forderungen und Visionen immer wieder an. Er galt als Querkopf, als intelligenter, aber unbequemer Zeitgenosse. Die Broschüre «Ignaz Paul Vital Troxler - ein Mann der Tat mit Horizont» zeigt die Stationen von Troxlers Lebensweg: Von seiner Schulzeit in Beromünster über den Besuch des Gymnasiums in Luzern, sein Studium in Deutschland und Österreich, seine Rückkehr in die Schweiz und seine beruflichen Stationen in Bildung, Politik und im Gesundheitswesen.

*) Das weibliche Geschlecht war damals noch ohne Rechte.

 

Die Broschüre zu Ignaz Paul Vital Troxler wurde von der Dienststelle Volksschulbildung in Zusammenarbeit mit der PH Luzern erarbeitet und steht den Lehrpersonen für den Unterricht im 7./8. Schuljahr zur Verfügung.

Bestellungen (gratis): Link   

Auf der Lernplattform entdecke.lu.ch ist Troxler eine Unterrichtseinheit gewidmet. 

 

 

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