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Kantonsschule Schüpfheim: Projektwoche mit Fokus auf Politische Bildung und die Klimakrise

Text / Bilder: Inger Muggli-Stokholm, Rektorin Kantonsschule Schüpfheim/Gymnasium Plus und Blog-Redaktion

Eine Woche lang lag der Fokus der Schülerinnen und Schüler der Kantonschule Schüpfheim / Gymnasium Plus auf der Politik mit besonderem Interesse an der Klimakrise. Die «Gesellschaftspolitische Woche» wurde vom Lehrerkollegium und dem Verein Discuss-it geplant und durchgeführt. Gespräche mit PolitikerInnen, Podien und Schüler-Debatten wurden gehalten, um den Lernenden den Raum zu geben, sich differenziert mit den sechs grossen Luzerner Parteien und der Klimakrise auseinanderzusetzen.

Rektorin Inger Muggli-Stokholm blickt zufrieden auf die Gesellschaftspolitische Projektwoche Ende Februar zurück und gibt sich auch für die Zukunft zuversichtlich: «Ich bin guten Mutes und stolz auf die Schülerinnen und Schüler, die so gut mitgearbeitet haben und sich aktiv an den Diskussionen mit den «Profipolitkerinnen» beteiligten.»

 

Die Gesellschaftspolitische Woche (GePoWo) wurde schon im letzten Schuljahr geplant, musste jedoch wegen der Covid-Situation abgesagt werden. Diese Form des Unterrichts ist an der Kantonsschule Schüpfheim / Gymnasium Plus bekannt - bislang gab es jeweils vor den Herbstferien eine Sonderwoche mit thematischem Schwerpunkt. Seit Sommer 2021 arbeitet eine Arbeitsgruppe an einem neuen Konzept mit Themenwochen. Künftig soll es vier pro Schuljahr geben - nach jedem Quartal soll eine stattfinden und wann immer möglich transdisziplinär durchgeführt werden.

 

Hinter der GeWoPo steht die Gruppe für Bildung für nachhaltige Entwicklung (kurz BNE-Gruppe), zu der Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler wie auch die Schulleitung zählen. Die BNE-Gruppe hat massgeblich bei der Vorbereitung und Durchführung der GePoWo mitgearbeitet. Zwei wichtige Anliegen standen im Zentrum der GePoWo, die auch für die Weiterentwicklung der Gymnasialen Maturität einen hohen Stellenwert einnehmen: die politische Bildung und die transdisziplinäre Zusammenarbeit. Diese vernetzte inter- und ausserschulische Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen, Fachschaften, Schülerinnen und Schülern, dem Verein Discuss It, den Parteien und MedienvertreterInnen kam besonders deutlich zum Tragen. 

 

Die Schülerschaft konnte das Thema wählen und entschied sich mit einem klaren Mehr für die Klimafrage. Aus Sicht der Schule galt es, die Schülerinnen und Schüler für Politik zu sensibilisieren, ihr Interesse daran zu wecken und sie zu befähigen, sich eine eigene Meinung zu bilden.

«Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sollen auf dem Weg zur Matura gesellschaftlich reifen und Verantwortung übernehmen können - die GePoWo ist ein Schritt in diese Richtung.», so Inger Muggli.

 

Da Discuss It ein gutes Netzwerk zu aktiven Politikerinnen und zu den Parteien hat, bot sich die bereits bei früheren Podien aufgebaute Zusammenarbeit hier an. «In Zusammenarbeit mit den Lernenden und den Lehrpersonen haben wir ein ganz neues Modell für diese Woche entwickelt, welches wir im kommenden Jahr sicher weiter entwickeln werden.», betont Muggli-Stokholm die kollaborative Arbeitsweise.

 

Die Schülerinnen und Schüler haben dabei gelernt, sich mit verschiedenen Parteimeinungen auseinander zu setzen. Zwei kleinere Gruppen wurden zudem darin eingearbeitet eine Diskussion zu moderieren und/oder Medienarbeit zu leisten. Als praktischen Abschluss haben die Schülerinnen Sarah Schmid und Leora Unternährer diese Sonderwoche journalistisch zusammengefasst.


Die beiden Schülerinnen Leora Unternährer und Sarah Schmid haben die Sonderwoche zusammengefasst.
Die beiden Schülerinnen Leora Unternährer und Sarah Schmid haben die Sonderwoche zusammengefasst.

Text und Bilder: Sarah Schmid und Leora Unternährer

 

Mit einem Fachvortrag, der die Dringlichkeit der Klimadiskussion aufzeigte, startete die Schulgemeinschaft in die 

«Gesellschaftspolitische Woche», kurz  GePoWo genannt.

Anschliessend konnten die Schülerinnen und Schüler zwei Parteien näher kennenlernen: Die Partei, in welche sie zufällig eingeteilt wurden und eine Partei, welche zur Ersteren eher als Opposition begegnet.

Kanti Schüpfheim Gesellschaftspolitische Woche Februar 2022
Schülerinnen und Schüler der BNE-Gruppe moderierten die "Round Tables".

PolitikerInnen und Politiker der sechs grossen Parteien in Luzern und die zugehörigen Jungparteien besuchten dafür unsere Schule und stellten sich vor. Durch die anschliessende Diskussion und die Fragen der Lernenden wurde eine Grundlage für die kommenden Tage gelegt. Die Parteigruppen, in die die Schülerinnen und Schüler eingeteilt worden waren, befassten sich bis am Dienstagnachmittag mit einer Partei, deren Haltung und Ansichten zum Klimawandel und damit, wie man bei einem Podium auftreten muss. Erstmals üben konnten das die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten an sogenannten «Round Tables», wo sie sich mit den Gymnasiastinnen und Gymnasiasten aus der Sicht anderer Parteien zu gewissen Fragen äussern konnten. 

Die Leiterin Kommunikation beim BKD Regula Huber im Gespräch über Medienarbeit mit Lernenden des Talentbereichs Sprache
Regula Huber, Leiterin Kommunikation im BKD im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern der Mediengruppe.

Zeitgleich wurde das ebenfalls aus Schülerinnen und Schülern bestehende Moderationsteam darin geschult, Podien zu führen. Das Medienteam erfuhr von Medienprofis, wie man einen Artikel schreibt, damit die Schülerinnen und Schüler dieser Gruppe anschliessend Artikel zur «Gesellschaftspolitische Woche» erstellen konnten.

Am Dienstagnachmittag besuchte Regula Huber, Leiterin Kommunikation des Bildungs- und Kulturdepartements, die Mediengruppe und erzählte aus ihrem Berufsalltag. Nach einer kurzen Präsentation fand ein reger und spannender Austausch statt.

Höhepunkt der Woche - das Podium

Seit dem Wochenstart arbeiteten alle daraufhin, am Mittwoch einen konstruktiven und fachlichen Austausch zwischen Schülerinnen und den einzelnen Partei-Vertretern zu ermöglichen. Zuerst diskutierten Schülerinnen und Schüler aus den Parteigruppen auf dem Podium. Vier Lernende debattierten dabei aus Sicht ihrer zugeteilten Partei. Anschliessend durfte die Schulgemeinschaft erleben, wie Kantonsrätinnen Ylfete Fanaj (SP), Judith Schmutz (Junge Grüne), Karin Stadelmann (Die Mitte) und Kantonsrat Pius Müller (SVP) miteinander diskutierten. Die Schülerinnen und Schüler aus der Moderationsgruppe leiteten das Podium zu den Themen Flugverkehr, Konsum und Ernährung, Energie und Wohnen und Eigenverantwortung versus Verbot. Dabei entstanden spannende Diskussionen, die die Kantischülerinnen und Kantischüler dazu anregten Fragen zu stellen. So fragte ein Schüler, ob die Reduzierung der Tierbestände nicht dazu führen würde, dass mehr Fleisch importiert würde. Andere interessierten für die Kosten für alternative Energielieferanten gegenüber der Kernkraftenergie. 

Kanti Schüpfheim - Trainings-Podium Thema Flugverkehr
Erster Höhepunkt der Projektwoche: Am Mittwoch, 17. Februar wurden mehrere Podiumsgespräche zunächst von Schülerinnen und Schülern geführt, danach auch von Politikerinnen.

Auch wenn sich das Podium der Politiker zeitweise im Kreis drehte, so entstand dabei doch eine Diskussion, die zum Nachdenken anreizte. «Die Natur ist unser Antrieb, nicht die Wirtschaft», so etwa Kantonsrätin Judith Schmutz der Jungen Grünen. Des Weiteren meint sie: «Die Gesellschaftspolitische Woche ist eine der besten Ideen, die eine Schule haben kann». Sie finde es wichtig, dass die junge Generation politisch gebildet wird. 

Anwenden und Vertiefen des Gelernten in der Praxis

Am Donnerstag besuchte die gymnasiale Mediengruppe das Entlebucher Medienhaus, um einen Einblick in die Produktion des Entlebucher Anzeigers zu erhalten. Zusätzlich konnten an diesem Tag und am Freitag die Schülerschaft Gelerntes in einem schulinternen «Jugend debattiert»-Wettbewerb vertiefen und anwenden. Die Schülerinnen debattierten in verschiedenen Altersklassen, das Finale fand am Freitag statt und es gab Preise zu gewinnen.  

Die finale Runden im schulinternen Debattierwettbewerb mit den Teilnehmenden aus den höheren Klassen.  Bild Inger Muggli-Stokholm
Die finale Runde im schulinternen Debattierwettbewerb mit den Teilnehmenden aus den höheren Klassen.
... und den jüngeren Jahrgängen.
... und den jüngeren Jahrgängen.

Gute Bewertung der Projektwoche

Die Idee, sich der politischen Bildung in dieser Woche intensiv zu widmen, fanden die Schüler grösstenteils sehr gelungen. Eine Schülerin äusserte sich, dass sie sich vorher nie mit Politik beschäftigt habe. Gerade deshalb sei es für sie spannend, Einblicke in die verschiedenen Parteien zu bekommen. Eine andere Schülerin sagte: «Ich wusste eigentlich nicht so viel über Politik. Weil ich mich in eine bestimmte Partei vertiefen musste, sehe ich einen positiven Effekt, da ich jetzt mehr verstehe über die Meinungsbildung in der Politik. Ich habe mein Wissen erweitert, so wie die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen auch.»

Die Meinung zu einer erneuten GePoWo sind somit eindeutig: Sie soll wiederholt werden.

 

Politische Bildung kommt im Schulalltag meist zu kurz, da dafür kaum Zeit übrigbleibt. Die «Gesellschaftspolitische Woche» stellt deshalb eine gute Möglichkeit dar, die Schülerinnen und Schüler zum politischen Austausch zu bewegen, ihnen die Parteien näherzubringen und ihr Interesse an Politik anzuregen.


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