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Stiftung éducation21: Armin Hartmann möchte neue Schwerpunkte setzen

Interview: Vera Bergen

Seit September 2024 präsidiert Dr. Armin Hartmann, Bildungsdirektor des Kantons Luzern, den Stiftungsrat von éducation21. Das nationale Kompetenzzentrum für Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) unterstützt Schulen dabei, Nachhaltigkeitsthemen in den Unterricht einzubinden und Schülerinnen und Schüler auf die Herausforderungen einer komplexen Welt vorzubereiten. Im Interview teilt Hartmann seine Pläne für die Zukunft der Stiftung und erklärt, welchen Mehrwert éducation21 dem Kanton Luzern und seinen Schulen bietet.


Für eilige Leserinnen und Leser: 

  • Die Schweiz hat sich zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) verpflichtet, und diese ist ein Bestandteil des Lehrplans 21.
  • BNE ist kein eigenes Schulfach, sondern ein fächerübergreifendes Konzept, das Schulen und Lehrpersonen bei der Vermittlung von Nachhaltigkeit unterstützt. BNE hilft den Lernenden dabei ihr Handeln kritisch zu reflektieren, eigene Meinungen zu entwickeln und informiert agieren zu können.
  • éducation21 ist das nationale Kompetenzzentrum, das BNE durch geprüfte Lernmaterialien, Beratungen und Finanzhilfen für Projekte an Schulen fördert.
  • Der Luzerner Bildungs- und Kulturdirektor Dr. Armin Hartmann ist seit September 2024 Stiftungsratspräsident von éducation21. 

Klára Sokol, Direktorin éducation21, und Regierungsrat Dr. Armin Hartmann nach der Wahl des Luzerner Bildungs- und Kulturdirektors zum neuen Stiftungsratspräsidenten von éducation21. (Bild: Stefan Marthaler / éducation21)
Klára Sokol, Direktorin éducation21, und Regierungsrat Dr. Armin Hartmann nach der Wahl des Luzerner Bildungs- und Kulturdirektors zum neuen Stiftungsratspräsidenten von éducation21. (Bild: Stefan Marthaler / éducation21)

Dr. Armin Hartmann, als Bildungsdirektor des Kantons Luzern sind Sie seit Mitte September 2024 Stiftungsratspräsident von éducation21, welche sich für die Umsetzung und Verankerung von Bildung für Nachhaltige Entwicklung BNE an Schulen einsetzt. Warum setzen Sie sich für dieses Thema/für das nationale Kompetenzzentrum ein?

Die Schweiz hat sich zur Bildung für nachhaltige Entwicklung verpflichtet. BNE ist deshalb folgerichtig auch ein Element des Lehrplans 21. Es ist wichtig, dass gerade dieses Thema unaufgeregt und fernab von Ideologien unterrichtet wird. Dafür braucht es einen Filter, damit Interessenverbände und Ämter nicht direkt an die Schulen gelangen. Diese wichtige Aufgabe liegt im Interesse aller und ist keine Frage der politischen Verortung.

Die Stiftung braucht eine starke Unterstützung durch die Kantone. Deshalb macht es Sinn, wenn ein Vorstandsmitglied der Erziehungsdirektorenkonferenz EDK das Präsidium bekleidet. 


Infobox: Bildung für Nachhaltige Entwicklung

  • Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) leistet einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung, indem sie Wege zum Umgang mit aktuellen ökologischen und sozialen Herausforderungen aufzeigt.
  • Ziel ist es, bei Schülerinnen und Schülern Kompetenzen zu fördern, die es ihnen ermöglichen, die Welt in ihrer Komplexität zu verstehen, kritisch zu hinterfragen und im Einklang mit ihren Werten zu handeln.
  • BNE trägt durch pädagogische Innovationen und die Auseinandersetzung mit der Rolle der Schule zur Schulentwicklung bei. Sie ist kein eigenes Schulfach, sondern ein fächerübergreifendes Konzept, das alle Schulstufen und Fächer einbezieht. Dabei nutzt BNE die Inhalte, Methoden und Kompetenzen aller Disziplinen.
  • Lehrpersonen orientieren sich bei der Planung von BNE-Einheiten an den zu fördernden Kompetenzen, wählen relevante Themen aus und integrieren diese in den Unterricht. Sie betonen die Verbindungen und Beiträge der verschiedenen Fächer. Der Lehrplan 21 dient dabei als Orientierungshilfe.
Es gibt viele unterschiedliche thematische Zugänge zu Bildung für Nachhaltige Entwicklung. (Bild: éducation21 mit Bearbeitung durch Vera Bergen)
Es gibt viele unterschiedliche thematische Zugänge zu Bildung für Nachhaltige Entwicklung. (Bild: éducation21 mit Bearbeitung durch Vera Bergen)


Ihr Vorgänger als Stiftungsratspräsident, der Basler Regierungsrat Dr. Conradin Cramer, hat während seiner Amtszeit die Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen und Bildungseinrichtungen gestärkt. Welche Schwerpunkte möchten Sie als neuer Präsident setzen?

Ich habe aktuell drei Schwerpunkte:

  • Die Stiftung braucht eine ausreichende Finanzierung, um auch die Sparmassnahmen des Bundes auffangen zu können.
  • Bund und Kantone müssen sich zur Stiftung und zu ihrer Aufgabe bekennen. Auf dieser Basis müssen sie die entsprechenden Mittel zur Verfügung stellen.
  • Wir müssen bekannter werden, dazu müssen wir uns auch noch stärker in der Politik vernetzen. 

Was macht die Stiftung éducation21 für das Bildungs- und Kulturdepartement des Kantons Luzern und weiterer Kantone?

Die Kantone erhalten bei éducation 21 pädagogisch geprüfte Lernmedien, aber auch entsprechende Beratungsangebote. Schulen können Finanzhilfen für Schul- und Klassenprojekte beantragen. Auf der Ebene der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen arbeitet éducation21 mit den Pädagogischen Hochschulen und anderen Aus- und Weiterbildungsstätten für Lehrpersonen zusammen. éducation21 ist auch für die nationale Koordination von Schulnetz21, dem Netzwerk für gesundheitsfördernde und nachhaltige Schulen zuständig. Ich freue mich, dass mit der Rektorin der Pädagogischen Hochschule Luzern, Kathrin Krammer, noch eine zweite Person aus dem Kanton Luzern im Stiftungsrat Einsitz nimmt.  

éducation21 unterstützt unter anderem die Umsetzung von BNE in den Lehrplänen der Volksschule. Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie bei der Integration solcher Themen in die Schulbildung?

Nachhaltigkeit hat viele Dimensionen, sei es im ökologischen, ökonomischen oder sozialen Bereich. Der Anspruch, dass unsere Lernenden den Einfluss des eigenen Handelns auf die Welt erkennen und bewerten können, dürfte unbestritten sein. Diesem Anspruch in einem geordneten und kontrollierten Rahmen in der Schule nachzukommen, beurteile ich als Chance. So können Lernende zum Thema einerseits Informationen erhalten, sich aber auch kritisch eine eigene Meinung bilden. 


Infobox: Was ist éducation21?

BNE vereint die verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit und hilft dabei Lernende auf ein selbstständiges und verantwortungsbewusstes Leben vorzubereiten.
BNE vereint die verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit und hilft dabei Lernende auf ein selbstständiges und verantwortungsbewusstes Leben vorzubereiten.
  • Die 2013 gegründete privatrechtliche Stiftung éducation21 ist das nationale Kompetenz- und Dienstleistungszentrum für Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Schweiz.
  • Im Auftrag der Kantone, des Bundes und der Zivilgesellschaft unterstützt die Stiftung die Umsetzung und Verankerung von BNE auf Ebene der obligatorischen Schule und der Sekundarstufe II.
  • Ziel ist es, Kinder und Jugendliche auf ein selbständiges und verantwortungsbewusstes Leben in einer zunehmend komplexen Welt vorzubereiten. 
  • Weiter koordiniert éducation21 das Schulnetz21, ein Netzwerk für gesundheitsfördernde und nachhaltige Schulen, in Kooperation mit der Stiftung RADIX.
  • Durch ihre vielfältigen Angebote und Kooperationen ist éducation21 fest in der Schweizer Bildungslandschaft verankert und trägt zur Integration von BNE in den Lehrplänen der Volksschule bei.
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Einführung BNE.pdf
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